Quantcast
Channel: Survivor Girl » Christopher Tauber
Viewing all articles
Browse latest Browse all 21

Folge 59: Black&White Climax

$
0
0


Lassen wir diesem fiesen Cliffhanger ein wenig heitere Musik folgen:

 

BLOOM, PAISLEY und KRELBOYNE

 

Ich habe mir am Wochenende den fantastischen NIGHTCRAWLER angeschaut, in dem Jake Gyllenhall eine merkwürdige Person spielt, die eine steile Karriere durch das Verkaufen von Aufnahmen tragischer Unfälle an Fernsehstationen hinlegt. Die Figur, Louis Bloom, kennt dabei keinerlei Skrupel und Grenzen, ist creepy bis zum Anschlag und hat dabei doch ein recht menschliches, nachvollziehbares: Er will irgendwo dazugehören und Anerkennung finden. Der Film ist insofern unangenehm, da Spoon zwar sprichwörtlich über Leichen geht und sich über jegliche Moral hinwegsetzt, seine Motivation aber doch eine Brücke zum Zuschauer schlägt, er dabei allerdings nie sympathisch wirkt. Diese Sorte von handlungstreibender Person ist dem Freund des Horror-Genres natürlich ein alter Bekannter und es ist interessant sich da mal kurz drüber klar zu werden, dass die Vorbilder für diesen sehr stylish umgesetzten und mit hochrangigen Darstellern besetzten Film in billigen B-Movies zu finden sind. In diesem Fall sogar in den billigsten, die jemals gedreht wurden, nämlich zwei Filmen aus der AIP Schmiede von Roger Corman.

Das eine ist der großartige und immer noch sehr unterhaltsame A BUCKET OF BLOOD, in dem der unerreichte Dick Miller als stümperhafter Kellner Walter Paisley Anerkennung und Romantik unter den im Café hausenden Beatniks und Künstlern sucht, natürlich als Künstler selbst. Durch einen Unfall ersticht er die Katze seiner Vermieterin (allein diese Szene sollte den Film unvergessen machen) und obwohl ihn Schuldgefühle plagen, verpackt er das tote Tier kurzerhand in eine Handvoll Ton und verkauft sie am nächsten Tag im Café als Kunstwerk. Wie es die Geschichte so will, wird Walter fortan als großer Künstler gehandelt… doch natürlich müssen weitere Kunstwerke her und fortan wird aus dem Künstler eben vorerst mal ein Mörder. Ähnlich wie Bloom rechtfertigt Walter sein Handeln durch die Anerkennung seiner Umwelt, nach dem Motto, das hat dann wohl seine Berechtigung.

Ein direkter Nachfahre von Walter, Seymor Krelboyne , arbeitet in einem Blumenladen und auch er würde lieber mal ein fetziges Arrangement herstellen, als immer nur den Laden zu fegen, vor allem, um der schönen Floristin Audrey zu gefallen. Für Seymor ist es vor allem die Liebe, die ihn antreibt. Als dann eines Tages eine merkwürdige Pflanze im Laden auftaucht, die irgendwie nur Seymours Pflege reagiert, erlebt der kleine schäbige Laden einen Boom sondersgleichen. Die Pflanze, die Seymour liebevoll und hirnrissig Audrey 2 tauft, ist mit Dünger und Wasser allerdings nicht wirklich zufrieden. LITTLE SHOP OF HORRORS muss ich euch ja nicht lange und breit nacherzählen, oder? Zumindest die quietschbunte und fantastische Frank Oz Verfilmung des Musicals solltet ihr alle gesehen haben. Sowohl Little Shop of Horrors als auch A Bucket of Blood stammen aus der Feder und der Regie von Charles B. Griffith, dem man tatsächlich noch mehr als diese beiden Klassiker zu verdanken hat. Bucket of Blood ist der eindeutig bessere Film, denn er wirkt originell und lustvoll und hatte drei Drehtage mehr als der Horrorladen, der zwar mit Jack Nicholson auftrumpfen kann, aber nur auf Grund einer Wette, die Produzent Corman einging, die Blumenladenkulisse zwei Tage vor Abbau für einen Film zu nutzen, entstand und tatsächlich wie ein runtergkurbeltes Remake der Beatnik Morde ist.

Walter, der Künstler, fliegt auf und wird auf der Flucht erschossen. Seymour ergeht es nicht unähnlich, nur in der Musical Version darf er Audrey 2 überwinden und besiegen und kriegt am Ende sogar die echte Audrey, das ist allerdings fast schon zu viel des Guten. Bloom hingegen kriegt am Ende alles, nur keine Katharsis. Vielleicht macht das diesen Film so unangenehm, weil er die Seymours und Walters aus einem anderen Licht betrachtet und somit auch unsere Welt und deren Regeln.

Fun Fact: Der deutsche Verleih hatte damals wohl kein Vertrauen darin, dass das die Zuschauer hierzulande sich sofort mit amerikanischen Beatniks vertraut fühlen und hat den Film deshalb kurzerhand zum Nachfolger des Gruselerfolgs Das Wachsfiguren Kabinett des Prof. Bondi erklärt und Walter Paisley zu Walter Bondi umbenannt. Außerdem gibt es einen herrlich debilen Prolog, in dem Prof. Bondi darüber monologisiert, dass es nun an der Zeit sei, dass sein trotteliger Neffe Walter seine Erbe antreten müsse.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 21